Daniel Schwartz:
ICE AGE OUR AGE

 

ICE AGE OUR AGE ist eine Künstlerreise. Sie beginnt bei den Relikten holozäner Vergletscherung in der Schweiz und führt zu kollabierenden Gletschern auf drei Kontinenten.

Das fotografische Forschungs- und awareness-Projekt rückt die Zukunft grüner Alpen ins Bild. Biografisch konnotiert deutet es den Gletscher als Metapher des Gedächtnis. Die Präsentation als Ausstellung, Buch und Film erfolgt im Herbst 2017.

Unsere Zeit ist Eiszeit — ein Interglazial der aktuellen quartären Eiszeit, weniger kalt als ein Glazial aber mit steigenden Temperaturen infolge anthropogener Klimaerwärmung. Im Eis konservierte Gase und Festsstoffe sind, wie Technofossilien, Signale zum Verständnis bisheriger und zur Simulation künftiger Umweltprozesse. Weltweit bedrohen die Risiken schrumpfender Gletscher Siedlungsräume. Eisfrei binnen einer Generation wird die Schweiz beraubt sein ihres Sehnsuchtsraums und einer Komponente nationaler Identität.

Gegenstand der Werke von ICE AGE OUR AGE ist das Repertoire des Gletschers und seine Funktion

— als Indikator anthropogener Erderwärmung und bedrohter Ressourcenspeicher

— als verschwindendes Archiv der Klima- und Kulturgeschichte

— als glazioarchäologischer Fundplatz, Erinnerungsort und Metapher des Gedächtnis

 

Ausgangspunkt des Projekts ist der glazial überprägte Jura-Südfuss, Heimat des Künstlers. Biografisch konnotierte Wege erschliessen die Alpen. Wie Ruskin’s durch Eisschwund geschälte «skeletons of the Alps» machen die besuchten Gletscher in Asien, Uganda und Peru die Konsequenzen des Stoffwechsels der Menschheit mit der Natur sichtbar.

Der ökologische Kontext verbindet ICE AGE OUR AGE mit Delta. The Perils, Profits and Politics of Water in South and Southeast Asia (1991–1995, publ. 1997). Hier wurde der Klimawandel früh und journalistisch/dokumentarisch thematisiert. Nun ist die Praxis konzeptuell wie in Travelling through the Eye of History (1995–2007, publ. 2009), der Zugriff aber forschend. Die realisierte «Glaziologie in Bildern» ist Resultat der Synthese von naturwissenschaftlicher Beobachtung und künstlerischer Haltung.